Wie eine Lerncoaching-Kultur das Lernen der Schüler:innen nachhaltig verbessert und Zukunftskompetenzen fördert

“Wie gehe ich Herausforderungen am besten an? Wie kann ich das, was ich gelernt habe, mit anderen teilen? Und wie finde ich die richtige Lernstrategie für mich?”

Diese Fragen stellen sich nicht nur Lehrpersonen, sondern auch Schüler:innen, die lernen möchten, wie sie selbstständig und effektiv lernen können. Die Antwort darauf ist ein Lerncoaching, das nicht isoliert, sondern tief in die Unterrichtskultur integriert wird. Doch wie lässt sich eine Lerncoaching-Kultur nachhaltig aufbauen, die nicht nur das Lernen der Schüler:innen fördert, sondern auch deren Selbstregulation und Lernkompetenzen stärkt?

Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Lerncoaching-Kultur liegt in der systematischen Einführung von Lernstrategien, der Förderung des Austauschs zwischen den Schüler:innen und der Passung zwischen der Unterrichtsorganisation und den Lernbedürfnissen der Kinder. Lerncoaching kann nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn es in eine offene und flexible Unterrichtsstruktur eingebunden ist, die den Schüler:innen Wahlfreiheit bei der Anwendung von Lernstrategien lässt. Eine solche Kultur braucht offene Strukturen, die begleitet werden können – beispielsweise durch regelmäßige Lerngespräche und Peer-Coaching.

Wenn der Unterricht jedoch durch Micromanagement und ständige Kontrolle geprägt ist, passt Lerncoaching nur schlecht in das bestehende System. Um das Potenzial rund um Lerncoaching zu entfalten, sind Freiräume erforderlich, die es den Schüler:innen ermöglichen, eigenständig zu arbeiten, Lernstrategien zu entwickeln und Erprobungen anzugehen. Eine enge Strukturierung des Unterrichts, bei der jede Aufgabe minutiös vorgegeben wird, steht dem Lerncoaching im Weg, da es den Schüler:innen keine Gelegenheit gibt, die selbstorganisierten Lernprozesse zu steuern. Eine Passung zwischen der Unterrichtsorganisation, den Zielen des Lerncoachings und den individuellen Fähigkeiten der Schüler:innen ist daher unerlässlich.

Schliesslich ist es zentral, dass Lerncoaching in einem Kontext stattfindet, der zu den momentanen Fähigkeiten des Kindes passt und es in seinem Lernprozess unterstützt, anstatt ihn in ein starr geregeltes System zu zwingen.

Die Rolle von Lerncoaching und Lerngesprächen in der Entwicklung von Zukunftskompetenzen

In einer Welt, die exponentiell von digitaler Transformation und komplexen Aufgaben geprägt ist, sind Kompetenzen gefragt, die über das blosse Fachwissen hinausgehen. Der Fokus verschiebt sich auf Fähigkeiten wie Kreativität, Kritisches Denken, Kommunikation und Kooperation – die sogenannten 4K-Kompetenzen. Diese Zukunftskompetenzen, die natürlich auch bereits für die Gegenwart relevant sind, bilden eine Grundlage für die Entwicklung einer selbstständigen und verantwortungsbewussten Lernhaltung.
Ein gutes Beispiel für die Bedeutung dieser Kompetenzen zeigt sich im Bewerbungsprozess der Swisscom für Lehrlinge, bei dem 4K-Kompetenzen zentral in der Bewertung von Bewerbungen sind. Kreativität, kritisches Denken, die Fähigkeit zur Kooperation und gute Kommunikation sind die Schlüsselqualifikationen, die für die zukünftige Arbeitswelt notwendig sind und die auch im schulischen Kontext gezielt gefördert werden können.

Lerngespräche und Lerncoaching bieten den Schüler:innen die nötige Unterstützung, um genau diese Kompetenzen zu entwickeln. Durch die systematische Einführung von Lernstrategien und Peer-Coaching lernen die Schüler:innen nicht nur, wie sie effektiv lernen, sondern auch, wie sie ihre Lernprozesse steuern, Probleme lösen, Kreativität entwickeln, und wie sie als Team zusammenarbeiten können.

Erkenntnisse der ZHAW-Studie: Wie Lerngespräche und Lerncoaching die Effektivität des Lernens steigern

Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat in einer Studie rund fünfzig Lerngespräche ausgewertet und dabei wichtige Wirkfaktoren identifiziert. Die Forschung zeigt, dass Lerngespräche besonders dann effektiv sind, wenn die Schüler:innen aktiv in den Prozess der Zielklärung einbezogen werden und nicht nur die Lehrperson die Lernziele vorgibt. Leider zeigte die Studie auch, dass Lehrpersonen häufig dazu tendieren, zu schnell Lösungen anzubieten, anstatt den Schüler:innen Raum zu lassen, ihre eigenen Lösungsansätze zu entwickeln.

Ein weiteres zentrales Ergebnis der ZHAW-Studie ist der Rollenwechsel der Lehrperson: Statt die klassische Rolle der Lehrkraft zu übernehmen, die Wissen vermittelt, wird die Lehrperson hier zum Coach, der den Schüler:innen hilft, den Lernprozess zu reflektieren und ihre strategischen Ansätze zu verbessern. Dieser Rollenwechsel stellt eine der größten Herausforderungen dar, ist jedoch entscheidend für den Erfolg von Lerncoaching und Lerngesprächen.

Wirkungsvolle Lerngespräche beinhalten daher nicht nur eine gezielte Zielklärung, sondern auch einen aktiven Austausch und die Entwicklung der Selbstregulation bei Schüler:innen. Der Lernprozess wird nicht mehr nur von der Lehrperson vorgegeben, sondern gemeinsam mit den Lernenden gestaltet, was das Engagement und die Verantwortung für das eigene Lernen erheblich steigert.

Integration von Lerncoaching und Lerngesprächen in den Unterricht

Die Herausforderung bei der Einführung von Lerngesprächen und Lerncoaching im Unterricht liegt darin, diese Methoden in den alltäglichen Unterrichtsprozess zu integrieren. Dabei sind systematische Lernstrategien der Schlüssel: Die Schülerinnen und Schüler müssen aktiv Lerntechniken erlernen und diese in verschiedenen Kontexten anwenden, um ihre Lernkompetenzen zu entwickeln:

1. Direktive Trainings und Strategien im Unterricht

Der erste Schritt besteht darin, den Schüler:innen konkrete Lernstrategien zu vermitteln, die sie in verschiedenen Situationen anwenden können. Diese Strategien sollten regelmässig geübt und angewendet werden.

  • Praxishinweis: Integriere direktive Trainings in den Unterricht, bei denen die Schüler:innen systematisch ihre Lernstrategien anwenden und reflektieren.

2. Peer-Coaching: Lernen voneinander

Peer-Coaching ist ein wichtiger Bestandteil der Lerncoaching-Kultur. Schüler:innen lernen nicht nur von ihren Lehrpersonen, sondern auch voneinander. Durch den Austausch in Lernpartnerschaften können sie verschiedene Perspektiven und Lösungsansätze kennenlernen.

  • Praxishinweis: Fördere Lernpartnerschaften, in denen die Schüler:innen regelmässig ihre Lernstrategien teilen und sich gegenseitig bei der Anwendung von Techniken unterstützen.

3. Laut denken und Plenumsdiskussionen

Eine wichtige Methode des Lerncoachings ist das Lautdenken. Hierbei äussern die Schüler:innen ihre Gedankenprozesse, um ihre eigenen Lernstrategien zu reflektieren. In Plenumsdiskussionen können sie voneinander lernen und ihre Zielklarheit sowie die Effektivität ihrer Strategien gemeinsam verbessern.

  • Praxishinweis: Führe Plenumsdiskussionen ein, bei denen Schüler:innen ihre Lösungsansätze laut denken und im Austausch mit der Gruppe verbessern.

4. Klassencoaching im Plenum

Klassencoaching bietet den Schüler:innen die Möglichkeit, ihre Herausforderungen gemeinsam zu bearbeiten und strategische Lösungen zu finden. Dieser Austausch fördert nicht nur die Kooperationsfähigkeit, sondern auch das kreative und kritische Denken.

  • Praxishinweis: Nutze Klassencoaching-Einheiten, in denen die Schüler:innen ihre Herausforderungen und Fragen im Plenum teilen und gemeinsam an Lösungen arbeiten, z.B. bei Check-in Phasen in projektorientierten Lernformen.

Fazit: Eine Lerncoaching-Kultur als langfristige Investition in die Zukunft der Schüler:innen

Die Einführung von Lerngesprächen und Lerncoaching ist mehr als nur eine Technik oder Methode – es ist eine Investition in die Zukunft der Schüler:innen. Indem sie lernen, ihre eigenen Lernprozesse zu reflektieren, selbstständig Lösungen zu finden und relevante Kompetenzen zu entwickeln, werden sie nicht nur zu besseren Lerner:innen, sondern auch zu verantwortungsbewussten, kritischen und kreativen Mitgliedern der Gesellschaft. Die systematische Förderung von Selbstregulation, Kooperation und Kommunikation durch Lerncoaching hilft den Schüler:innen, sich aktiv mit ihrem Lernen auseinanderzusetzen und die notwendigen Kompetenzen für eine erfolgreiche Zukunft zu entwickeln.

Wie wir Schulen beim Aufbau einer Lerncoaching-Kultur unterstützen

Bei Bildung21 unterstützen wir Schulen dabei, eine Lerncoaching-Kultur zu etablieren und die Lernkompetenzen der Schüler:innen nachhaltig zu fördern. Unsere Leistungen umfassen:

  • Coaching und Beratung: Wir begleiten Lehrpersonen, Lerncoaching-Strategien effektiv in ihren Unterricht zu integrieren.
  • Fortbildung und Workshops: Wir bieten praxisorientierte Workshops zu Lerncoaching und Lerngesprächen an, um den Unterricht kontinuierlich zu verbessern.
  • Peer-Coaching-Modelle: Wir unterstützen beim Aufbau von Lernpartnerschaften und der Organisation von Peer-Coaching-Sessions, damit Schüler:innen voneinander lernen können.
  • Reflexionsprozesse und Feedbackkultur: Wir helfen bei der Einführung von regelmässigen Reflexionsrunden und Feedbackprozessen, die die Selbstregulation der Lernenden fördern.

Möchtest du eine Lerncoaching-Kultur an deiner Schule etablieren und die Lernkompetenzen der Schüler:innen nachhaltig fördern?
Nutzen die Chance, Lerngespräche und Lerncoaching erfolgreich in den Unterricht zu integrieren. Bei Bildung21 unterstützen wir dich mit massgeschneiderter Beratungen, Fortbildungen und Coaching, um die Lehrpersonen zu befähigen, Lernprozesse zu reflektieren und zukunftsrelevante Kompetenzen der Schüler:innen gezielt zu fördern.

Kontaktieren uns noch heute für ein unverbindliches Gespräch und erfahre, wie wir deine Schule auf dem Weg zu einer effektiven Lerncoaching-Kultur unterstützen können.

Quellenangaben:

  • Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). 2024. „Studie zu Wirkfaktoren von Lerngesprächen.“ Unveröffentlichte Studie, Zürich.
  • Hattie, John. 2009. Visible Learning: A Synthesis of Over 800 Meta-Analyses Relating to Achievement. Abingdon: Routledge.
  • Von Arx, Eveline. 2020. „Coaching in der Schule.“ Bildung Schweiz 4: 22-23.
  • Knapp, Damaris. 2023. „Was Kinder von Lerngesprächen erwarten – Lerngespräche im Spannungsfeld von Erwartungen und Bedürfnissen.“ In Nachhaltige Bildung in der Grundschule, herausgegeben von Michael Haider, Richard Böhme, Susanne Gebauer, Christian Gößinger, Meike Munser-Kiefer und Astrid Rank, 403-409. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.
  • Rüttimann, Dieter: Lerncoaching vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe. ZLV-Magazin 1/2020, S. 12-14.